Die Dynamik unseres Strommarktes: Die jüngsten Trends und Entwicklungen

Mehr als die Hälfte unseres Stroms stammt nun aus erneuerbaren Quellen – ein bedeutender Meilenstein für die Energiewende! Doch welche Auswirkungen hat das auf unser Stromnetz und die Preise? Schauen wir uns an, wie wir von erneuerbaren Energien profitieren können, aber auch, warum die Situation nicht so simpel ist und welche Rolle die Börse dabei spielt.

Wie Erneuerbare Energien die Strompreise beeinflussen 

Die Integration erneuerbarer Energiequellen hat einen bemerkenswerten und positiven Einfluss auf die Börsenstrompreise. Hohe Produktionsraten von erneuerbaren Energien führen oft zu niedrigen oder manchmal sogar zu negativen Strompreisen, insbesondere an Wochenenden und abseits der Spitzenlast, wenn die Nachfrage geringer ist. Dieser Effekt wird durch die Daten der Wochen im April verdeutlicht. Sie zeigen, dass bei hoher Erzeugung aus erneuerbaren Quellen der Börsenstrompreis oft gegen Null tendiert. Das liegt daran, dass bei hoher Erzeugung der erneuerbaren Energien fossile Kraftwerke aus dem Markt gedrängt werden.  

Dem Merit-Order-Prinzip nach bestimmen die Grenzkosten des letzten benötigten Kraftwerks, das für die Stromversorgung gebraucht wird, den Strompreis an der Börse. Allerdings handelt es sich hierbei zunächst um den Preis, für den die Energiehändler am Großhandelsmarkt (meist der Börse) den Strom einkaufen um diesen anschließend an die Verbraucher*innen weiter zu verkaufen. Aus diesem Grund kommt die Preisreduktion nicht direkt bei den Haushalten an.  

Entwicklung der Strompreise an der Leipziger Strombörse

Strom wird bei uns direkt und an der Börse gehandelt. Aber der Börsenpreis ist meist auch der Orientierungswert für den direkt gehandelten Strom. An der Börse gibt es einenSpotmarkt (kurzfristig) und einen (langfristig) Am Day-Ahead Markt wird Strom für den folgenden Tag gehandelt während am Intraday Markt Strom für den gleichen Tag gekauft werden kann.  

Strom wird bei uns direkt und an der Börse gehandelt. Aber der Börsenpreis ist meist auch der Orientierungswert für den direkt gehandelten Strom. An der Börse gibt es einen Spotmarkt (kurzfristig) und einen langfristigen Markt. Am Day-Ahead Markt wird Strom für den folgenden Tag gehandelt, während am Intraday Markt Strom für den gleichen Tag gekauft werden kann.  

In den letzten drei Jahren konnte beobachtet werden, dass der durchschnittliche Day-Ahead Strompreis am Spotmarkt im Zusammenhang mit der Ukrainekrise gewaltig in die Höhe geschossen ist. Im April dieses Jahres aber wieder auf das Niveau von vor drei Jahren zurückgefallen ist. Den Höchststand haben die Preise im Sommer 2022 erreicht – eine klare Folge des russischen Angriffkriegs auf die Ukraine. Diese Krise wurde von der Bundesregierung gut gemeistert - die letzten Strompreise haben nun deutlich eine Reduktion erreicht. Dieser Rückgang ist leider jedoch für die Haushalte nicht direkt spürbar.  

Den Preis, den wir für den Strom aus unserer Steckdose zahlen, setzt sich aus vielen verschiedenen Teilen zusammen. Der Großteil sind die Beschaffungskosten des Stromes sowie das Netzentgelt für die Netzbetreiber. Zusätzlich noch verschiedene Steuerabgaben sowie (bis zum Sommer 2022) die EEG-Umlage.  

Ein Grund, warum trotz fallender Börsenpreise die Haushaltsstromtarife nicht so schnell zurückgehen, liegt darin, dass die Stromversorgungsunternehmen in der Regel sich oft im Laufe von drei Jahren schon über den Terminmarkt mit zukünftigen Strommengen eindecken. Beispielsweise kaufen sie in den Jahren 2022 bis 2024 oft schon 90% des Stroms, den sie erst 2025 verkaufen.  Im Zuge des Kriegs in der Ukraine sind vor allem die Beschaffungskosten für Strom stark gestiegen. 2023 haben sich diese Preise im Vergleich zu 2021 mehr als verdreifacht. Der Wegfall der EEG-Umlage hat die Preise zwar leicht gedrückt, trotzdem wurden diese durch die Teuerung der Beschaffung nach oben getrieben. Der Rückgang der Börsenstrompreise wirkt sich somit erst verlangsamt auf die Beschaffungspreise aus. Zusätzlich kommen Steuern und die Netzentgelte dazu. Die Preise für Haushalte sinken auch nicht so schnell, wie an der Börse, denn die Stadtwerke kaufen ihren Strom über mehrere Jahre verteilt ein. Das hat uns zu Beginn der Ukraine Krieges vor Preissprüngen bewahrt. Umgekehrt dauert es jetzt etwas bis wir von den sinkenden Strompreisen an der Börse profitieren. Die Bestandteile des Haushaltsstroms zeigt die Grafik unten.  

.  

Rückgang der Stromerzeugung aus Braunkohle

Atomausstieg, ein neuer Tiefpunkt der Börsenpreise für Strom und ein weiterer großer Fortschritt: Die Rolle der Braunkohle, bekannt auch als eine der umweltschädlichsten Methoden der Stromerzeugung, hat seit 2011 stetig abgenommen (abgesehen von Coronaeffekten 2020 und 2021. Trotz des Ausstiegs aus der Atomenergie ist der Braunkohleeinsatz in der Stromerzeugung im letzten Jahr auf das Niveau von 1965 gesunken, was zu einer erheblichen Reduktion der CO2-Emissionen geführt hat. Seit 60 Jahren hatte wir noch nie eine so geringe Kohleverstromung, wie 2023. Das hindert aber Markus Söder und die CSU nicht daran, weiter das Gegenteil zu behaupten. Gleichzeitig ist der Anteil der erneuerbaren Energien erstmals auf über 50% geklettert. Wir bewegen uns in der Stromversorgung genau auf dem richtigen Weg.  

Entwicklungsphase der Energiewende

Die Energiewende durchläuft mehrere Phasen, von einem anfänglichen Idealistenmarkt (Phase 1) bis hin zu einem wettbewerbsfähigen Markt, wo erneuerbare Technologien technisch ausgereift sind und in das bestehende Netz integrierbar sind. Anfangs wurden erneuerbare Energien durch die EEG-Umlage gefördert, um ihnen den Eintritt in den Markt zu ermöglichen und sie als dauerhafte Konkurrenten zu fossilen Brennstoffen zu etablieren. Mit dem fortschreitenden technischen Fortschritt und dem Ausbau der erneuerbaren Energiequellen sind die Kosten kontinuierlich gesunken, sodass sie zunehmend auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig geworden sind. Der Anteil der erneuerbaren Energien nahm deutlich zu (Phase 2). Dazu kam, dass durch die CO2-Bepreisung ein mehr Kostengerechtigkeit im Strommarkt geschaffen wurde. 

Die Herausforderung liegt nun darin, die Integration der Erneuerbaren in das bestehende Stromnetz sicherzustellen (Phase 3). Wir stehen vor der Aufgabe, unsere Stromversorgung von einem zentralisierten System, das auf einige wenige Großkraftwerke ausgelegt war, zu einem dezentralen Netzwerk aus tausenden, über das Land und die Meere verteilten Windrädern, Photovoltaikanlagen, Wasserkraftanlagen, Biogasanlagen und und und zu transformieren. Dies erfordert nicht nur einen Umbau in der Netzstruktur, sondern den Einsatz neuer Speichertechnologien, um “Überschuss”-Strom aus Erneuerbaren Energien für Zeiten von geringer Verfügbarkeit von Wind- und Solarstrom verfügbar zu machen. Schließlich treten wir ein in Phase 4 und die letzte Phase, in der dann auch kleine Beiträge fossiler Kraftwerke vollständig ersetzt sind – hier leisten Wasserstoffkraftwerke den Ausgleich in Zusammenarbeit mit Speichern, Lastmanagement und vielem mehr. 

Hier müssen wir Geld investieren. Die aktuelle Debatte um die Kosten der Energiewende übersieht oft einen wesentlichen Punkt: Investitionen in unsere Energieinfrastruktur sind unabhängig von der Energiewende dringend erforderlich. Ein Großteil der bestehenden Stromnetze und Anlagen in Deutschland stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere aus den 1950er und 1960er Jahren. Seitdem hat sich die Wirtschafts- und Industrielandschaft in Deutschland erheblich weiterentwickelt und intensiviert. 

Jahrzehntelang wurden notwendige Investitionen vernachlässigt, was nun zunehmend zu spürbaren Engpässen führt. Die anstehende Rechnung für diese Unterlassungen erreicht uns jetzt. Daher stehen wir vor der Notwendigkeit, in die Modernisierung und Erweiterung unserer Energieinfrastruktur zu investieren, um sie an den heutigen und zukünftigen Bedarf anzupassen – mit oder ohne Energiewende. Diese Investitionen sind also nur zum Teil Kosten, die durch die Energiewende verursacht werden. Alle Investitionen sindeine wichtige Voraussetzung, um den Anforderungen einer modernen und effizienten Stromversorgung gerecht zu werden.  

Fazit

Die Integration erneuerbarer Energien bleibt ein Schlüsselelement zur Erreichung einer nachhaltigen und kosteneffizienten Energieversorgung, auch wenn die vollständige Transformation des Energiemarktes noch einige Anpassungen erfordert. Der Umstieg auf erneuerbaren Energien sind angesichts der Klimakrise jedoch unausweichlich. Wir können uns nun dafür entscheiden, möglichst schnell und effektiv den Umbau voranzutreiben, um auch möglichst bald von den Investitionen profitieren zu können.  


Im Dialog

©Foto: Manuel Schuller
©Foto: Manuel Schuller

Wirtschaft

Im ständigem Austausch mit den Unternehmer*innen in Bayern erfahre ich welche Fragen, Anregungen und Wünsche an die Politik gestellt werden und wie wir sie unterstützen können.

mehr dazu
©Foto: Andreas Gebert

Vor Ort

Wichtig ist mir mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen, mit ihnen zu diskutieren und von ihnen Anregungen für meine parlamentarische Arbeit im Landtag mitzunehmen.

mehr dazu
Martin Stümpfig in Freuchtwangen
© Foto: Wolf Kehrstephan

Region

Ich bin in Feuchtwangen, im Landkreis Ansbach aufgewachsen – hier bin ich verwurzelt, hier achte ich darauf, dass die Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Landtag vertreten sind .

mehr dazu

Das könnte Sie auch interessieren